Das US-Patentamt hat am 21. Oktober eine Patentschrift von Sony veröffentlicht, welche eine Kamera mit um die Z-Achse verschiebbaren Bildsensor beschreibt. Sony ist also offenbar in der Lage, eine Kamera zu bauen, bei der sich der Abstand der Bildebene zum Bajonett (und damit das Auflagemaß) ändern lässt. Sollte eine derartige Kamera auf den Markt kommen, würde das ungeahnte technische Möglichkeiten eröffnen.
Normalerweise ist der Abstand zwischen der Bajonettfläche einer Kamera und der Sensoroberfläche (das Auflagemaß) eine fest vorgegebene Größe, die bei der Konstruktion eines Objektivs berücksichtigt werden muss. Würde man ein A-Mount-Objektiv (Auflagemaß: 44,5 mm) an eine E-Mount-Kamera (Auflagemaß: 18 mm) anschließen können, ließe sich dieses Objektiv nicht mehr auf unendlich fokussieren. Umgekehrt lassen sich A-Mount-Objektive nur am E-Bajonett verwenden, wenn ein Adapter (LA-EA3 oder LA-EA4) die Differenz zwischen den beiden Auflagemaßen (44,5 mm – 18 mm = 26,5 mm) ausgleicht.
Anstatt nun das Auflagemaß für A-Mount-Objektive an einer E-Mount-Kamera mit einem Adapter zu verlängern, könnte man allerdings auch den Bildsensor um den entsprechenden Betrag, also um 26,5 mm, nach hinten verschieben. Der umgekehrte Weg ist ebenfalls denkbar: E-Mount-Objektive ließen sich an einer A-Mount-Kamera verwenden, wenn diese den Bildsensor nach vorne verlagern könnte.
Das US-Patentamt hat nun ein unter der Nummer 8.886.965 B2 ein Patent veröffentlicht, das genau dieses Prinzip eines um die Z-Achse verschiebbaren Bildsensors beschreibt. Ob und in welcher Form Sony dieses Patent nutzen wird, ist natürlich reine Spekulation. Denkbar wäre eine Reihe von Szenarien:
E-Mount-Kamera mit direkter Anschlussmöglichkeit von A-Mount-Objektiven
Der wichtigste Einsatzbereich eines Z-Shift-Sensors liegt auf der Hand: Der Mechanismus könnte das Auflagemaß von E-Mount-Kameras derart verlängern, dass sich A-Mount-Objektive ohne „Zwischenring“ direkt an die Kamera anschließen ließen. Da E- und A-Mount aber weder mechanisch noch elektronisch kompatibel zueinander sind, müsste weiterhin eine Art Adapter verwendet werden. Möglicherweise ist dieser aber bereits direkt in das Kameragehäuse integriert – zu diese Frage bleibt die Patentschrift etwas nebulös.
Fokus per Sensor-Shift
Durch die Änderung des Auflagemaßes lässt sich die Schärfeebene ändern und somit fokussieren. Ein Verfahren, das übrigens nicht ganz neu ist: Die Contax AX konnte die Filmebene verschieben und so auch mit manuellen Objektiven automatisch scharf stellen. Allerdings erfordert dieses Verfahren bei zunehmender Brennweite einen immer größeren Verstellweg für die Sensorebene.
Naheinstellgrenze verkürzen
Verlagert man bei einer E-Mount-Kamera mit E-Mount-Objektiv die Sensorebene nach hinten, wirkt dies wie ein Zwischenring zwischen Kamera und Objektiv. Die Naheinstellgrenze verkürzt sich, der maximal erzielbare Abbildungsmaßstab wird entsprechend größer. Allerdings geht dadurch die Fähigkeit verloren, auf unendlich fokussieren zu können.
Randstrahlenproblematik entschärfen
Insbesondere bei Weitwinkelobjektiven werden die Lichtstrahlen zu den Rändern des Bildsensors hin immer weiter aufgefächert. Das Licht fällt nicht mehr im rechten Winkel auf die Sensorfläche, was sich sichtbar negativ auf die Abbildungsleistung auswirkt.Das Problem ist umso größer, je näher die Sensorfläche an die Hinterlinse des Objektivs rückt. Mit einem verschiebbaren Sensor ließe sich das Problem minimieren, Sony könnte für Weitwinkelobjektive das Auflagemaß vergrößern. Allerdings würden diese Objektive dann nur noch an Kameras mit Z-Shift-Sensor ohne Einschränkung funktionieren.
Meine Meinung
Welchen Hintergedanken Sony bei der Entwicklung des Z-Shift-Sensors hat, ist unklar. Möglicherweise profitieren (vorerst) nur die professionellen Videokameras davon. Im Videobereich ist ein variables Auflagemaß durchaus üblich, allerdings wird es dort bevorzugt am Objektiv (und nicht an der Kamera) geändert.
So ganz für ausgeschlossen halte ich es aber nicht, dass Sony den Z-Shift-Sensor auch bei einer der nächsten Systemkameras mit E-Mount (nennen wir sich A9) bringen wird. Dann könnten sich A-Mount-Objektive ohne viel Federlesen an einer E-Mount-Kamera verwenden lassen. Das Angebot an A-Mount-Linsen ist deutlich größer als für das E-Mount, insbesondere im Vollformat. Eine E-Mount-Kamera mit Z-Shift-Sensor würde also die Lücken im Objektivangebot mit einem Schlag schließen. Unter diesem Gesichtspunkt erschließt sich dann auch, warum Sony den „Markennamen“ NEX fallengelassen hat, und nur noch vom Alpha-System mit zwei verschiedenen Bajonettsystemen spricht.
Hallo,

ich habe das gerade mal quer gelesen – leider steht da nix, um wie weit der Sensor denn verfahren werden kann. Für ein Feinfokus würden ein paar Millimeter reichen, A- E-Mount braucht cm… Eingereicht wurde das schon 2012, wenn Sony will, dann könnte das schon bald in einer Kamera auftauchen
Mit würde ein Fokus-Z-Shift völlig reichen – es erlaubt sogar, dass man Stangen-AF mit einem Sensor-AF kombiniert: mit Phasensensoren aufm Sensor fährt man die Stange in die Nähe von „scharf“, das Feintuning macht man dann per Kontrast-AF mit Sensorbewegungen. Oder halt „AF“ mit Altglas. Träumen darf man ja mal
Liebe Grüße, Andreas
Hallo Andreas,
ja – träumen darf man
Meine Zukunftsvision sieht ganz ähnlich aus:
Mit der A7mkII ist Sony ja jetzt in der Lage Altglas zu stabilisieren. Wenn durch einen Z-Shift noch ein Autofokus dazukäme könnte man rein theoretisch mit billigen, simplen, mechanischen Objektiv-Adaptern jedes Objektiv bildstabilisiert mit AF benutzen. Es wäre auch denkbar dass die AF-Geschwindigkeit bei Fremdglas auf oder sogar über dem Niveau heutiger Top-DSLRs steigt. Heutzutage sind ja die AF-Zeiten bei Canikon-Fremdgläsern mit elekronischen AF-Objektivadaptern katastophal langsam.
Selbst wenn man bei langen Brennweiten am Objektiv noch eine grobe „Bereichsfokussierung“ vornehmen muss wäre das DIE Innvation des Jahrzehnts.
Zudem könnte man dann zukünftige E-Mount Objektive kleiner, leichter, billiger und auch robuster bauen. Durch die Technikverschiebung vom Objektiv zum Body wäre dann eine Komibnation mit 600er Tele zu „NEX“-Kamera nicht mehr ganz so unausgewogen. (A7mkII hat zur A7 dank IBIS auch über 100g zugelegt)
Zurück in die Realität:
Ich befürchte leider dass uns diese Technik noch längere Zeit vorenthalten werden wird – selbst wenn die Produktentwicklung schon marktreif wäre.
Es gibt vorher noch viele kleine Innovationsschritte, die sich Sony bezahlen lassen will:
* Der A7mkII IBIS wandert in die kleinen Modellreihen
* Der Touchscreen wandert in die grossen
* 50 MP FF-Sensoren
* BSI-CMOS oder Foveon als neue Sensor-Technik
* Ein Popup-Flash für die A7 Reihe
Ausserdem ist es mir ein Rätsel warum eine teure und neuere A7S mit 12 MP gerade mal die halbe Serienbildgeschwindigkeit einer billigen und älteren A6000 mit 24 MP hat. Damit kann sich Sony auch noch mal eine Kamera-Generation vergolden!
Viele Grüße,
Thomas Feldbauer