Die letzten drei Tage habe ich mich intensiv mit dem neuen 10fach-Zoom FE 24-240 mm 3.5-6.3 OSS (SEL-24240) fürs E-Mount-Vollformat beschäftigt. Dank seines weiten Zoombereichs vom starken Weitwinkel bis zum mittleren Tele ersetzt es mehrere Festbrennweiten oder mindestens zwei Zoom-Objektive – zumindest auf dem Papier. Doch im Einsatz zeigt das SEL-24240 neben viel Licht auch so seine Schattenseiten. Hier meine ganz persönlichen Gedanken zum neuen Super-Zoom von Sony.
Seit Freitag habe ich dem SEL-24240 intensiv für einen Testbericht auf digitalkamera.de auf den Zahn gefühlt. Drei Tage lang war ich mit dem 10fach-Zoom an meiner Alpha 7 II sowie einer Alpha 7R unterwegs und habe dabei einige Eindrücke sammeln können.
Zunächst einmal ist das SEL-24240 ungewöhnlich groß und schwer. 780 Gramm wiegt es, insbesondere an der Alpha 7R wirkt die Kamera-Objektivkombination recht kopflastig. Wird das Objektiv auf die maximale Brennweite von 240 Millimeter ausgezoomt, ist es fast 20 Zentimeter lang – auch das trägt zur unausgewogenen Gewichtsverteilung bei. Gar nicht davon zu reden, dass die Alpha 7 II bestückt mit dem SEL-24240 mit knapp 1,5 Kilo an der Schulter zerrt. Nur einmal so zum Vergleich: Eine RX10 mit 24-200 Millimeter Zoom wiegt nur ein paar Gramm mehr als das SEL-24240 solo und bietet durchgehend Lichtstärke F2.8.
SEL-24240 bei 240 Millimeter
Den Vergleich der Kombination Alpha 7R plus SEL-24240 mit der RX10 (hier der Test bei digitalkamera.de) halte ich durchaus für berechtigt: Die Bildqualität der ungleichen Paarungen bewegt sich auf ähnlichem Niveau (siehe Kasten). Zugegeben, bei der maximalen Auflösung kann die RX10 nicht mit der Alpha-Kombination mithalten. Dafür ist die Auflösung bei der RX10 über das Bildfeld hinweg deutlich homogener als bei der Alpha 7R mit dem SEL-24240. Das neue 10fach-Zoom verliert nämlich zu den Bildecken und -rändern hin teils mehr als 50 Prozent an Auflösung (das vollständige Laborprotokoll gibt es bei digitalkamera.de gegen ein kleines Entgelt). Das ist einfach zu viel und stört insbesondere im Weitwinkelbereich.
RX10 vs. SEL-24240: Auflösung im Vergleich

SEL-24240: MTF-50 normalisiert auf Kleinbildformat.
Ermittelt wird die Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast, dabei kommen Soft- und Hardware von DxO-Labs zum Einsatz. digitalkamera.de misst die Auflösung von Zoomobjektiven bei drei Brennweiten (kürzester, längster und mittlerer) jeweils im Bildzentrum (durchgezogene Linie) und am Bildrand (gestrichelt). Werte von über 40 lp/mm gelten als gut und werden auch von Kameras mit nicht so hoher Auflösung erreicht, wenn die Objektive hoch auflösen. Mehr als 50 lp/mm sind sehr gut, alles über 60 lp/mm ist exzellent.
In der Praxis zählt die erzielbare Maximalauflösung (die beim SEL-24240 mit mehr als 70 lp/mm bei 24 mm Brennweite jenseits von Gut und Böse ist) jedoch deutlich weniger als eine möglichst homogene Leistung über das Bildfeld und auch bei verschiedenen Brennweiten hinweg. Und genau da patzt das SEL-24240 dann leider: Insbesondere im Weitwinkelbereich gehen zu den Bildrändern hin mehr als 50 % der Auflösung verloren. Diesen Auflösungsverlust sieht man auch im Ausdruck; vielleicht nicht gerade bei 13 x 9 cm, aber bei A3-Prints sicherlich.
Ebenfalls deutlich erkennbar ist, dass das SEL-24240 für beste Leistung an der Alpha 7R kräftig abgeblendet werden will – auf F13 bei 24 mm, bei längeren Brennweiten gar auf F16 und mehr. Am langen Teleende hilft das jedoch nicht, die Randauflösung auf ein erträgliches Maß von wenigstens 30 lp/mm zu liften.
Unterm Strich heißt das: Das SEL-24240 zeigt bestenfalls im Bildzentrum eine sehr gute Leistung (will dafür aber extrem stark abgeblendet werden). Ganz anders dagegen die RX10:

RX10: MTF-50 normalisiert auf Kleinbildformat.
Die RX10 schafft naturgemäß nicht die hohe Maximalauflösung des SEL-24240 an der Alpha 7R. Aber die Marke von 40 lp/mm knackt sie bei allen Brennweiten (wenngleich nicht bei allen Blenden) – zumindest im Bildzentrum. An den Bildrändern ist sie der Kombination aus Alpha 7R + SEL-24240 hingegen klar überlegen. Bei mittlerer und längster Brennweite ist der Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin gar so gering, dass man ihn vernachlässigen kann. Schade ist nur, dass es ausgerechnet im Weitwinkelbereich bei RX10 einen etwas kräftigen Randverlust der Auflösung gibt.
Gedacht hat Sony das Sony FE 24-240 mm 3.5-6.3 OSS als Objektiv für alle Gelegenheiten – eben als eierlegende Wollmilchsau. Oder anders ausgedrückt: Für alle, die das Objektiv möglichst selten wechseln möchten. Das mag durchaus bequem sein, etwa beim Sonntagsspaziergang oder im Urlaub. Für meinen Geschmack wird das Objektiv diesem Anspruch aber nicht ganz gerecht. Es ist groß und schwer, sodass die Alpha 7 bestückt mit diesem Objektiv viel von ihrem Charme verlieren. Zudem verschenkt man mit diesem »Immerdrauf-Objektiv« auch viel Bildqualitätspotential der Alpha-7-Familie.
Das SEL-24240 und meine Alpha 7 II werden wohl keine richtigen Freunde werden. Eine RX10 (Straßenpreis: ab 750 Euro) oder auch die Panasonic Lumix DMC-FZ1000, die sogar bis 400 Millimeter zoomt, halte ich da für die bessere Alternative. Beide Bridge-Kameras bieten mindestens bis ISO 1600 eine ordentliche Bildqualität und sind deutlich leichter als eine Alpha 7 mit dem SEL-24240.
schade das du das objektiv nach deiner erfahrung so schlecht machst. ich nutze das 24-240 sogar an einer A6000 und ich empfinde es nicht als zu groß – obschon ich zu geben muss das es kopflastig ist.
der preis ist eine andere sache. aber das objektiv liefert an dem kleineren APS-C sensor hervorragende bilder in raw bis ISO 2000. ich hatte vorher das tamron 18-200 und das 24-240 ist für mich und meinen hobbygebrauch (urlaub, wandern) um weiten besser!
Hallo Arno,
nein, ich möchte das SEL-24240 nicht schlecht machen. Doch dass es einige Schwächen hat (Randabfall der Auflösung, ausgeprägte Verzeichnung), lässt sich einfach nicht von der Hand weisen.
Allerdings werden diese Schwächen an einer Alpha 6000 (und anderen APS-C-Kameras) nicht so deutlich zu Tage treten. An diesen Kameras entspricht ja die Brennweite durch den 1,5fachen Crop 36–360 mm, was ich jetzt persönlich nicht so praktisch finde.
-Martin
Hallo Martin Vieten,
den Vergleich mit der Sony RX10 finde ich nun doch ziemlich gewagt.
Die RX10 (1 Zoll Sensor) habe ich kürzlich mit meiner alten Sony R1 (APS-C Sensor) verglichen, da ich hoffte, hiermit einen guten Nachfolger für die R1 zu finden. Aber selbst bei diesem Vergleich konnte die RX10 bezüglich Auflösung und Rauschverhalten nicht mithalten. Da merkt man schon den Größenunterschied des Sensors.
Umso deutlicher im Vergleich mit dem Vollformat der Sony A7M2, für die ich mich nun in Kombination mit dem FE 24-240 entschieden habe. Ich finde diese Kombi überhaupt nicht kopflastig bzw. unausgewogen. Im Gegenteil, sie liegt prima in der Hand.
Die Bildqualität ist nun wirklich deutlich besser als bei der RX10.
Natürlich ist das „Superzoom“ ein Kompromiss. Es stimmt, dass es einen Schärfe-/Auflösungsabfall zu den Rändern gibt, der aber je nach Brennweite und Blende variiert und z. B. im mittleren Brennweitenbereich kaum auffällt.
Im Vergleich mit dem vielgelobten Zeiss FE 24-70 fällt die Auflösung nur im Weitwinkelbereich an den Rändern ab. Ansonsten macht das FE 24-240 knackscharfe Bilder. D. h. im Bereich, in dem der Fokus einer Aufnahme liegt, ist das Objektiv sehr gut. Auch was die Verzeichnung betrifft, sind die beiden Zoom-Objektive ebenbürtig. Diese fällt ohnehin nur in RAW auf und wird im JPG an der A7M2 hervorragend ausgeglichen.
Für optimale Werte braucht man eben Festbrennweiten-Objektive. Und bei der A7 hat man im Gegensatz zur Bridge-Kamera diese Möglichkeit.
Viele Grüße
Michael
Du wirst lachen: Heute erst konnte ich im Studio den direkten Vergleich zwischen dem 28-70 Kit, dem 24-70 F4 Zeiss und dem 24-240 an der A7 ziehen. Die große Überraschung war in diesem Fall der Verlierer des Duells: Das Zeiss.
Verglichen wurde jeweils Offenblende, F8, F16 bei 24 (28mm), 50mm und 70mm bei ISO100. Im direkten Vergleich bietet das 24-240 den höchsten Kontrast und die beste Schärfe (Schwächelt etwas bei der Verzerrung, aber das war zu erwarten)!
Eigentlich wollte ich den vielen negativen Bereichten zum Zeiss keinen Glauben schenken aber auch in meinem Test zeigt sich, dass selbst das Kit-Objektiv dem Zeiss überlegen ist.
Entweder habe ich bei meinem Zeiss eine ziemliche Gurke erwischt, oder beim 24-240 sehr viel Glück gehabt. Ich kann gerne die jeweiligen RAWs bereitstellen.